Bürgerstiftung fördert Kultur in Coronazeiten


Ein Leben für die Musik in Zeiten der Pandemie bleibt eine Herausforderung. Doch der Kunst eigen ist Neues zu wagen und neue Wege zu suchen und so setzen Rüdiger Kurz, Nicole Schock und Julia Voit ihre erfolgreiche Konzertreihe in diesem Jahr beginnend mit einem Live Stream fort. Die Reihe 21 startet am Samstag, 17. April, mit dem Eröffnungskonzert Mille Fiori für alle kostenfrei erlebbar im virtuellen Raum (www.altemusik-schorndorf.de) und bricht so zu neuen Horizonten auf. „Ich freue mich, dass unsere Kultur- und Kunstschaffenden in der Stadt neue Formate entwickeln und uns auch in diesen schwierigen Corona-Zeiten die Möglichkeit bieten, Kultur und Kunst zu erleben“, sagt Oberbürgermeister Matthias Klopfer.

Aufwendige Produktion

„Wir sehen unserem Eröffnungskonzert schon ganz aufgeregt entgegen“, so Rüdiger Kurz, Violonist und gemeinsam mit Nicole Schock und Julia Voit Organisator der Konzertreihen in der alten Lederfabrik Röhm in Schorndorf, die im letzten Jahr großen Zuspruch erhielt. „Aufgrund der offensichtlich schwierigen Umstände fürs Kultur- und besonders Konzertleben gehen wir für unsere Reihe 21 in diesem Jahr mit einem aufwendigen Streaming-Konzert live aus der Falzerei im Röhm los - eine neue Herausforderung, die wir gerne annehmen. Und Mille Fiori ist ein besonderer Auftakt. Wir sind überglücklich, eine exquisite Besetzung gewonnen zu haben, mit der wir großartige Musik zelebrieren werden!“

Nicht von ungefähr kam es zur Auswahl gerade dieser Stücke für Mille Fiori: Das Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach und Johann Christoph Pez erzählt von Ungewissheiten, Hoffnung, Lebenslust und - vom Aufbruch zu neuen Horizonten. „Wir sehen in Zeiten der Pandemie auch eine Chance, Neues zu wagen“, beschreibt die Sopranistin Marie-Sophie Pollak die Aufbruchsstimmung. „Gerade Kreativschaffende gehen immer wieder neu auf Menschen zu und haben keine Scheu davor, eine neue Kommunikationsebene zu finden, zu Neuem aufzubrechen.“ Und auch in anderer Hinsicht ist die Durchführung dieses Projektes der Reihe 21 wichtig für Pollak: „Auch wir haben uns viel zu lange nicht gesehen. Die Verbindung aus persönlicher Ebene mit gemeinsamem Musizieren ist für uns Erfüllung.“

Noch unbekannt

Bis heute eher unbekannt ist Johann Christoph Pez, ein Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach. Seine italienische Solo-Kantate „Mentre fra mille fiori“ schrieb Pez für Sopran, Basso Contiuno und Traversflöte. Bach kannte die Werke von Pez - er kopierte sie sogar für sein Notenarchiv und bearbeitete sie für eigene Aufführungen. Bachs kleine Solo-Kantate „Non sa che sia dolore“ zeugt von seiner Begeisterung für den italienischen Gusto - den Pez durch seine langen Aufenthalte in Italien gekonnt beherrschte. Damals war es zudem üblich, das Material eigener, früherer Kompositionen weiter zu verarbeiten und weiterzuentwickeln. Dies ist auch in Bachs Concerto Quadruplo zu erleben, welches eine frühe Fassung des später entstandenen, sogenannten Brandenburgischen Konzertes Nummer fünf ist. Hier hat Bach also sein eigenes Werk neu aufgearbeitet.

Die Aufführung dieser Frühfassung ist auch für die Cembalistin Flóra Fábri kein Standard. Auf die Frage, was es für sie bedeute, diese Fassung eines derart bekannten Stückes wie des Brandenburgischen Konzertes zu spielen, muss die Expertin für barocke Tasteninstrumente lachen: „Es bedeutet, dass ich die Fassung, die ich viel mehr in den Fingern habe, sehr bewusst umüben muss! Aber es ist natürlich nicht nur eine Frage der Übungsdisziplin - es ist für mich einfach spannend zu sehen und darüber zu sinnieren, was danach geändert wurde und warum Bach womöglich manche Sachen in der späteren Version geändert hat.“ Vermutlich, so Fábri, seien die Änderungen aus der Praxis entstanden.

Anpassung an äußere Umstände war üblich in Zeiten, in denen Komponisten versuchten, möglichst hohe Zustimmung und damit finanzielle Unterstützung zu erhalten. So sind die Musikerinnen und Musiker heute in einer ähnlichen Lage wie diejenigen, die lange vor ihrer Zeit lebten: Auch sie suchen nach neuen Wegen, ihr Publikum erreichen zu können. Im Falle der Reihe 21 in der Hoffnung, dass die weiteren geplanten Konzerte auch live vor Publikum stattfinden können.

Infos zum Auftaktkonzert – Bitte um Spenden

  • Termin: Freitag, 17. April 2021, 19 Uhr (Onlinezugang ab 18.30 Uhr auf www.altemusik-schorndorf.de)
  • Ort: Live-Stream aus der alten Lederfabrik DAS RÖHM Schorndorf
  • Programm: Johann Christoph Pez (1664-1716): „Mentre fra mille fiori“, Cantata a Canto solo con une Flute Alemande; Johann Sebastian Bach (1685-1750): Concerto Quadruplo (BWV1050a - Frühfassung des Brandenburgischen Konzerts Nr. 5); Johann Sebastian Bach (1685-1750): „Non sa che sia dolore“ (BWV 209)
  • Interpreten: Marie-SophiePollak (Sopran), Mayumi Hirasaki (Violino primo), Yves Ytier (Violino secondo) Yuko Hara (Viola), GeorgesBarthel (Flute traversière), Flóra Fábri (Cembalo), Rüdiger Kurz (Violone)

Das Konzert ist kostenfrei - um Spenden wird gebeten. Das Konzert findet statt mit freundlicher Unterstützung von: Rotary Club Schorndorf, Hotel Reich an der Rems Schorndorf, Gaupp’sche Apotheke Schorndorf, Das Röhm Schorndorf, Bürgerstiftung Schorndorf, von Buschhof konzertant.

Alle Informationen zu diesem und den folgenden Konzerten der Reihe 21 und den Interpreten

Musikerinnen und Musiker


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